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Und reich bist du

von Melanie Bergermann, Kilian Kirchgeßner und Florian Weyand
WirtschaftsWoche vom 28.03.2025

Inhalt: Der Artikel analysiert das Geschäftsmodell von Prop-Trading-Plattformen wie FTMO, die mit scheinbar risikofreiem Währungshandel und angeblicher Talentsuche um Kleinanleger werben, tatsächlich aber hauptsächlich an den Teilnahmegebühren ihrer meist erfolglosen Kunden verdienen. Anhand von Erfahrungsberichten wird verdeutlicht, dass das System ähnlich wie ein Casino funktioniere, wo nachhaltige Gewinne für Kunden äußerst selten sind, während der Anbieter stets profitiert.

Sie sehen hier den reinen Text in der anonymisierten Form für die Jury. Bilder, Layout oder multimediale Umsetzung sind beim Deutschen Journalistenpreis kein Bewertungskriterium. Allein das Wort zählt.


Und reich bist du

Handeln wie die Profis - ganz ohne eigenes Geld. Das versprechen Plattformen wie FTMO. Einer gewinnt immer. Nur meistens nicht der Nutzer

Wenige Sonnenstrahlen dringen durch das zugezogene Plissee in das karg eingerichtete Zimmer im ersten Stock eines Kölner Familienhauses. Im Kern sorgen das Display eines Laptops und ein alter Monitor für Licht. Karim A. (Name geändert) will nicht abgelenkt werden, wenn er sich nach Feierabend in das Zimmer zurückzieht.

Über Stunden blickt der 39-Jährige dort auf die beiden Bildschirme, auf denen die Kursverläufe einzelner Währungen zu sehen sind. Analysiert er keine Charts, durchforstet er Internetseiten nach Wirtschaftsdaten, aus denen sich Trends ableiten lassen. "Politische Entwicklungen, Arbeitslosenzahlen oder geplante US-Zölle können die Währungspreise beeinflussen", sagt er. Plötzlich zuckt seine rechte Hand. Er stellt die Kaffeetasse weg, greift zur Maus und fährt mit dem Cursor auf die linke Seite des Bildschirms. "Der Dollar gibt etwas nach", sagt er. Innerhalb weniger Sekunden platziert er eine Order. "Wenn der Euro jetzt gegenüber dem Dollar steigt, mache ich Gewinn."

Karim A. ist mitten in der "Challenge", wie die Handelsplattform FTMO es nennt. Wegen einer Rabattaktion musste Karim A. nur 89 Euro zahlen, um teilnehmen zu können. Ein fiktives Kapital in Höhe von 10 000 Euro hat FTMO ihm im Gegenzug gegeben. Damit kann er nun in ausgewählte Derivate investieren. Das Versprechen der Plattform: Erzielt Karim A. erst zehn Prozent und dann noch einmal fünf Prozent Gewinn, ohne zwischendurch allzu tief in die Verlustzone zu rutschen, hat er die Challenge gemeistert. Er kann sich dafür so viel Zeit nehmen, wie er will. Gewinne, die er danach mit dem bereitgestellten, fiktiven Kapital erzielt, zahlt ihm die Plattform aus. Er kann also bei FTMO echtes Geld verdienen - ohne eigenes Geld einzusetzen.

Prop-Trading nennt sich das Angebot, das zunächst vor allem in den USA die Runde machte und dann nach Europa schwappte. Es scheint vor allem Männer im Studentenalter anzusprechen, die sich selbst für Handelstalente halten, aber nicht genug Geld haben oder einsetzen wollen, um an der Börse zu zocken. Die einen hoffen, dank FTMO schnell reich zu werden. Andere spekulieren auf ein regelmäßiges Zweiteinkommen. Wieder andere versprechen sich eine Karriere als Profi-Trader.

Wahr werden diese Träume aber so gut wie nie.


Zumindest einer gewinnt

Wenige Teilnehmer schaffen überhaupt die Challenge. Noch weniger erzielen jemals Gewinn. Die Anbieter verdienen ihr Geld mit den Verlierern, die immer und immer wieder für eine neue Challenge zahlen. Sie setzen die Regeln so, dass ihnen diese Einnahme sicher ist. Ein paar Kandidaten müssen sich dabei stets qualifizieren. Um anderen zu erzählen, sie hätten es geschafft. Aber mithilfe einer Plattform wie FTMO reich werden? Oder zumindest ein stabiles Einkommen erzielen? Da kann man vermutlich auch ins Casino gehen.

Karim A, der hauptberuflich in einer Behinderteneinrichtung arbeitet, ist mit 39 Jahren vielleicht schon ein wenig alt für die typische FTMO-Kundschaft. Ansonsten passt er ins Profil. Schon früh hat er sich damit beschäftigt, wie man am besten Geld anlegt, und an der Börse Erfahrungen gesammelt. Zu Beginn war er eher vorsichtig, hat in verschiedene ETFs und auch in ein paar einzelne Aktien investiert. Alles war eher langfristig ausgerichtet. Dann aber kam der Hype um Bitcoin. Karim A. steckte ein bisschen Geld in die Kryptowährung und fuhr in kurzer Zeit einen fünfstelligen Gewinn ein. Der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit mit ein paar Mausklicks? Schien plötzlich möglich. Der nächste Schritt musste her.

Im Internet stieß er auf die Möglichkeit, auf Währungen zu wetten. In kurzer Zeit - die Rede ist hier eher von Stunden, als von Wochen - sind hohe Gewinne möglich. Aber auch hohe Verluste. "Alles bewegt sich so schnell wie bei einem Computerspiel", sagt Karim A.


Es sieht so einfach aus

FTMO bietet Anlegern wie ihm eine Chance, in diesem schnellen und hochriskanten Markt mitzuspielen. Und das, ohne mit eigenem Kapital ins Risiko zu gehen. Dass die Nutzer im Gegenzug zunächst an einem zweistufigen Test teilnehmen sollen, erscheint fair. Der erste Teil des Tests gilt als bestanden, wenn der Teilnehmer mit dem fiktiven Kapital, das ihm die Plattform bereitstellt, zehn Prozent Gewinn gemacht hat, ohne zwischendurch mehr als zehn Prozent oder an einem einzelnen Tag mehr als fünf Prozent ins Minus gerutscht zu sein.

Beim zweiten Teil müssen die Nutzer nur noch fünf Prozent Gewinn erzielen, dürfen aber weiterhin nicht mehr als fünf Prozent am Tag oder zehn Prozent insgesamt verlieren. Gelingt das dem Teilnehmer, hat er bestanden. Und wird zum "FTMO-Trader". Mindestens 80 Prozent der Gewinne, die er fortan mit seinem fiktiven Kapital erzielt, kann er nun in echtes Geld ummünzen und auf sein Girokonto auszahlen lassen. Eine Mindestrendite muss ein Profi-Trader nicht mehr erzielen. Nur gilt weiterhin: Wer mehr als fünf Prozent am Tag und zehn Prozent insgesamt verliert, ist raus - und muss sich über den zweistufigen Test wieder neu qualifizieren.

Das kostet. Wer bei FTMO mit einem fiktiven Kapital von 10 000 Dollar zocken will, zahlt aktuell etwa 89 Euro für die Teilnahme an der Challenge. Für 200 000 Dollar Zockerbudget werden 1080 Euro fällig. Die Depotgröße hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Höhe des möglichen Gewinns. Deshalb dürfte der Anreiz groß sein, eher zu den hochpreisigen Angeboten zu greifen.

Zumal allerlei Erfolgsgeschichten im Internet den Eindruck erwecken, dass es fast jeder schaffen kann. So wie der 19-jährige Pepe aus den Niederlanden, der bei FTMO in einem Monat 76 000 Dollar verdient hat. Oder die 25-jährige Studentin Cynthia aus Ecuador, die auf einen Gewinn von 41 000 Dollar kam und in einem Video von ihrem Glück erzählt.

Geschichten über Misserfolge gibt es hingegen nur wenige, und die schließen auch noch häufig mit der Erkenntnis: "Ich war zu gierig" oder "ich war nicht diszipliniert genug". Was so klingt, als seien die Ursachen des Misserfolgs behebbar, weshalb es beim nächsten Mal sicher klappt. Ein US-Anbieter warnt in dem Zusammenhang sogar selbst: "In den sozialen Medien wirst du viel über Erfolgsgeschichten lesen, aber keine über Misserfolge." Die Nutzer sollten sich klarmachen, dass das nicht die Realität abbilde.

Der 20-jährige Finn S. sagt, ihm sei das bewusst. Nach eigenen Angaben beschäftigt er sich seit seinem 14. Lebensjahr mit der Börse und handelt, seit er 18 Jahre alt ist. Vor einem Jahr hat er sich für die Challenge bei FTMO angemeldet. Mindestens einmal am Tag beschäftige er sich seitdem mit seinem Depot, sagt Finn S. Er versuche, Kursbewegungen nach Ereignissen wie der US-Wahl abzuschätzen. Grob gefasst laute seine Strategie: Handle wie die institutionellen Investoren und gegen die Masse der Privatanleger. Er habe die Strategie zuvor getestet und gibt sich sicher: "Damit werde ich die Challenge schaffen."

Die Statistik aber spricht gegen Finn S. Unabhängige Studien zu den Erfolgsquoten von Nutzern der Prop-Trading-Plattformen gibt es nicht. Einige Anbieter geben jedoch Informationen preis, die zusammengenommen folgendes Bild ergeben: Hiernach geben die Nutzer im Schnitt 4000 Dollar für Challenge-Gebühren aus, doch nur fünf Prozent der Teilnehmer schaffen den zweistufigen Test und kommen damit überhaupt in die Situation, sich Handelsgewinne irgendwann auszahlen lassen zu können. Tatsächlich in den Genuss einer Auszahlung kommt nur etwas mehr als die Hälfte dieser fünf Prozent. Und wiederum nur rund die Hälfte dieser erfolgreichen Nutzer verdient mehr, als sie an Gebühren bei den Anbietern abgedrückt hat.


Für einen Job reicht es nicht

Bei FTMO ist die Erfolgsquote Firmenangaben zufolge höher: Zehn Prozent der Teilnehmer bestehen hiernach den zweistufigen Test, doppelt so viele also wie bei anderen Plattformen. Von diesen zehn Prozent erhält, ebenfalls laut Firmenangaben, ungefähr die Hälfte eine Auszahlung - im Schnitt rund 4000 Dollar. Das heißt: Bei FTMO bekommen zwar überdurchschnittlich viele Nutzer eine Ausschüttung. Doch auch hier gilt: Kaum ein Teilnehmer spielt mehr Geld ein, als er für Gebühren ausgegeben hat.

Wie viele Nutzer regelmäßige Ausschüttungen erhalten, vielleicht sogar in einer Größenordnung, dass sie davon leben könnten, verraten die FTMO-Betreiber nicht. Man darf wohl vermuten, dass die Anzahl nahe null tendiert. Zur Firmengruppe gehört jedenfalls seit 2023 mit Quantlane eine echte Handelsfirma, die also eigenes Geld tatsächlich an der Börse einsetzt. Wer sich bei FTMO bewährt, soll ein Jobangebot von Quantlane erhalten, heißt es auf der Homepage. Nur bislang ist das nach Firmenangaben noch kein einziges Mal vorgekommen.

Für FTMO ist das gut.

Schon die Firmenzentrale in Prag zeigt, dass die FTMO-Gründer Marek Vašíček und Otakar Šuffner ganz oben angekommen sind. Ihre Büros befinden sich im sechsten und siebten Stock in einem der teuersten Gebäude der Stadt. 1600 Quadratmeter, Panoramablick auf Prag inklusive. Die beiden sitzen in einem Besprechungsraum, vor sich eine Tasse mit Kräutertee, und erzählen, wie vor gut zehn Jahren alles begann: "Es gab bei uns an der Uni einen Wettbewerb für gute Geschäftsideen", sagt Marek Vašíček. Dort hätten sie ihr Konzept für FTMO vorgestellt. Die Juroren hätten gemeint: "Nie im Leben kann das was werden." Drei Wochen lang, erzählt er, hätten sie vorher den Vortrag geübt, sogar eine Choreografie einstudiert und ein siebenminütiges Video vorbereitet - "aber nach zwei Minuten haben die uns unterbrochen und davongejagt".

Heute seien sie froh darüber. Investoren, mit denen sie ihre Einnahmen teilen müssten, gibt es nicht. Allein 2023 nahm FTMO 200 Millionen Euro ein. Wie viel davon auf Gebühren zurückgeht, die Nutzer für die Teilnahme an einer Challenge zahlen, wollen die Gründer nicht sagen. Aber: "Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir mit den Gebühren am meisten Geld verdienen", sagt Vašíček. Den größten Kostenblock stellten mit rund 63 Millionen Euro die Ausschüttungen an die Nutzer dar. Für die beiden Gründer blieb ein Gewinn in Höhe von 92 Millionen Euro. Am Ende ist die Zockerei auf der Plattform eben ein Spiel, bei dem FTMO immer gewinnt.

Warum das so ist?

Ein entscheidender Faktor ist die Produktauswahl. Bei FTMO und Co. sind meist nur Derivate handelbar. Im Kern sind es Differenzkontrakte (CFDs). Die meisten beziehen sich auf Währungen. So lässt sich etwa mittels CFD auf den Unterschied zwischen dem Kurs des Euro zum US-Dollar oder das Verhältnis des Euro zur tschechischen Krone wetten. Differenzkontrakte, die etwa das Verhältnis des Goldpreises zu einer Währung abbilden oder Rohstoffpreise einbeziehen, gibt es auch. Die Auswahl ist aber meist kleiner.


Kampf gegen Giganten

Der Devisenmarkt zählt zu den effizientesten Märkten der Welt. Es gibt viele Käufer und Verkäufer, die ständig aktiv sind. Informationen, die etwa den Euro-Kurs beeinflussen, spiegeln sich zeitnah im Preis. Privatanleger treten hier gegen Profis wie Banken und Hedgefonds an, die dafür professionell gerüstet sind. Sie arbeiten mit Programmen, die in der Lage sind, Daten in Sekunden zu erfassen, zu analysieren, Handelsstrategien abzuleiten und umzusetzen. Wer da nicht mithalten kann, hat schlechte Karten. Für Privatanleger geht das Spiel meist nicht gut aus. In Deutschland verlieren nach Angaben vieler CFD-Anbieter mehr als 70 Prozent der privaten Kunden Geld mit CFDs.


Wie im Casino

Selbst wenn man das außen vor lässt: Dass FTMO Depots mit 100 000 oder 200 000 Euro anbietet, suggeriert zwar, dass ein Nutzer "nur" zwei bis drei Prozent Ertrag im Monat erwirtschaften muss, um ein gutes Einkommen zu erzielen. Doch kaum jemand dürfte den gesamten Betrag ausschöpfen. Wer die Verlustgrenzen nicht überschreiten will, wird nur kleine Beträge riskieren. Allein das dürfte dazu führen, dass die Gewinne überschaubar bleiben.

Gewinner gibt es natürlich trotzdem. Einer, der mehrfach Ausschüttungen von FTMO erhalten hat, ist Bernd Skorupinski. Er kann das belegen, weil FTMO zu jeder Auszahlung ein Zertifikat mit einem QR-Code ausstellt. Skorupinski ist 41 Jahre alt und lebt in Dubai. Nach eigenen Angaben handelt er seit elf Jahren in Vollzeit an der Börse und verdient damit im Kern seinen Lebensunterhalt. Eine jahrelange Ausbildung und Übung seien nötig, um dahin zu kommen, sagt Skorupinski. "Wenn jemand mit Mitte 20 erzählt, dass er über Plattformen wie FTMO ein regelmäßiges Einkommen erzielt, dann lügt er."

Das System sei so gestrickt, dass ein Laie oder Hobby-Trader es nicht permanent schlagen könne. Das sei vergleichbar mit einem Casino. "Man wirft eine Münze in den Automaten und hofft auf den Jackpot." Ab und an müsse tatsächlich mal jemand einen großen Gewinn aus dem Automaten holen, sagt er. Sonst werfe keiner mehr Münzen ein. Es dürften aber nicht zu viele sein. "Sonst verdient das Casino kein Geld. Und das gilt auch für FTMO."

Wie ein gutes Casino sorgt FTMO mit seinen Regeln dafür, dass die Gewinne nicht zu hoch ausfallen. Und für den Fall, dass das mal nicht reicht, gibt es einen Notfallknopf. Auf der FTMO-Homepage heißt es, die Nutzer sollten nicht mehr als 1,5 Prozent ihres Kapitals auf eine Idee setzen. Sonst riskierten sie, unter die "Hochrisikoüberwachung" zu fallen, in der FTMO Maßnahmen ergreifen könne, um sicherzustellen, dass ein Kunde, "unsere Dienste nicht missbraucht oder sich wie ein Spieler verhält".

Letztlich behält sich FTMO vor, einen Kunden abzuklemmen und sich selbst vor zu hohen Ausschüttungen zu schützen. Skorupinski sagt, wer solche Plattformen nutze, müsse sich klarmachen: "Die Betreiber sind nicht deine Freunde. Sie wollen keine Talente finden. Sie wollen, dass du mitmachst und verlierst."

Das macht die Plattform aber nicht automatisch schlecht oder unseriös. Wer beispielsweise risikolos üben will, mit CFDs zu handeln, aber trotzdem den Kick braucht, dass es um etwas geht, der ist bei FTMO gut aufgehoben.

Ebenso werden die Nutzer mithilfe der Verlustgrenzen angehalten, sich von vornherein über die Risiken einer Transaktion und auch das Risikoprofil ihres gesamten Depots Gedanken zu machen. Risiken zu managen lässt sich so viel besser üben als mithilfe von Demokonten, wo selbst ein Totalverlust keine Konsequenzen hat. Das sei auch Teil ihrer Strategie, sagt FTMO-Gründer Marek Vašíček. "Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass neun von zehn Teilnehmern den Test nicht bestehen." Es sei ihnen aber wichtig, dass sich die Verlierer nicht ärgern, "sondern die Challenge als wertvolle Schulung verstehen. Jeder soll sagen: Die Erfahrung war jeden Cent wert."


Nicht noch einmal

FTMO-Kunde Karim A. hat vor allem eine Menge über sich selbst gelernt. Anfangs habe er immer nur kleine Summen riskiert, "um ein Gefühl für den Markt zu bekommen", sagt er. Um das Verlustrisiko zu minimieren, habe er mit einer Stop-Loss-Order gearbeitet. Seine Positionen wurden also automatisch abgestoßen, wenn sie die von ihm vorgegebenen Verlustgrenzen erreichten. So fuhr der 39-Jährige an schlechten Handelstagen nur geringe Verluste ein und blieb im Spiel. An anderen Tagen gingen dagegen gleich mehrere seiner Spekulationen auf. Das Startkapital von 10 000 Euro erhöhte sich auf mehr als 13 000 Euro. Den ersten Teil der Challenge hatte er damit geschafft.

Doch mit jeder erfolgreichen Transaktion sei seine Risikobereitschaft gestiegen, erzählt Karim A. "Ich wollte zuletzt unbedingt schnell auch die letzte Stufe erreichen und habe unüberlegt agiert." Er setzte einen großen Betrag auf den Schweizer Franken - doch der entwickelte sich nicht wie erhofft. Mehr als fünf Prozent des Kapitals waren weg. Für Karim A. war das Spiel aus.

Noch einmal will es Karim nicht versuchen. "Um im Währungshandel erfolgreich zu sein, müsste ich mein ganzes Leben umstellen, viel Zeit investieren und ständig mein Depot beobachten", sagt er. Das komme für ihn nicht infrage. Sein Büro will er wieder gemütlich möblieren. Nichts soll mehr an die Zockerei mit den Währungen erinnern. Fürs Erste lässt er schon wieder Licht herein.


Einschübe

„Die Betreiber von FTMO wollen, dass du mitmachst und verlierst“
Bernd Skorupinski
FTMO-Nutzer und Anleger

„Auch wer verliert, soll sagen können, dass die Erfahrung jeden Cent wert war“
Marek Vašíček
Gründer der Handelsplattform FTMO


Bildunterschriften

Dem Fotografen zuliebe hat Karim A. beim Zocken das Licht angemacht

Dank Handy haben FTMO-Nutzer ihr Depot immer im Blick

Die FTMO-Gründer Vašíček und Šuffner führen heute ihre Geschäfte aus einem Büro in Prager Bestlage

Karim A. hat alles immer im Blick, im Währungshandel zählt schließlich jede Sekunde


Autoren-Hinweise

Prop-Trading ist besonders bei jungen Menschen beliebt. Die Nutzerraten nehmen deutlich zu. Es handelt sich hierbei um den ersten Artikel im deutschsprachigen Raum, der das System und seine Tücken umfassend erklärt und mit Daten untermauert.