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Toxische Führungskultur beim Milliardenfonds?

von Ina Karabasz, René Bender, Sönke Iwersen und Michael Verfürden
Handelsblatt vom 22.11.2024

Inhalt: Der Artikel beschreibt die toxische Unternehmenskultur beim Private-Equity-Fonds Triton, insbesondere exzessiven Alkoholkonsum und Sexismus. Zentraler Treiber sei Firmengründer Peder Prahl, das Unternehmen reagierte mit vielfältigen Interventionen von Anwälten auf die Recherche.

Sie sehen hier den reinen Text in der anonymisierten Form für die Jury. Bilder, Layout oder multimediale Umsetzung sind beim Deutschen Journalistenpreis kein Bewertungskriterium. Allein das Wort zählt.


Toxische Führungskultur beim Milliardenfonds?

Triton ist größter Aktionär des Rüstungskonzerns Renk. Insider erheben Vorwürfe: Die Führungskultur des Finanzinvestors sei geprägt von Alkohol und Chauvinismus. Triton bestreitet das.

Da sitzt der Chef, halb nackt und ganz schön blau. Samstag, der 22. Januar 2022, das Hotel Edelweiss im österreichischen Nobel-Skiort Zürs. Peder Prahl, Gründer und CEO des Private-Equity-Fonds Triton Partners, hat zum jährlichen Winter-Offsite eingeladen, einem geselligen Treffen, um das Team zusammenzuschweißen. Es ist schon später Abend, als jemand ein Spiel vorschlägt: Flaschendrehen.
[Medium] hat die Szene anhand von Schilderungen mehrerer Anwesender, Bildern und Videoaufnahmen rekonstruiert. Ein Foto zeigt die Tür von Raum 215, an der ein Schild hängt: "Bitte nicht stören. Meeting." Drinnen lachen und grölen rund 20 Triton-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Ein Mitspieler: "Eigentlich war schon Sperrstunde wegen Corona, aber das hat niemanden interessiert."
Teilnehmer schildern, dass sie in der ersten Spielrunde singen sollten, die nächste hätte vorgesehen, ein Bier auf Ex zu trinken. Danach sei eine Striptease-Runde gefolgt, abschließend Küssen. Ein Foto zeigt Prahl mit geröteten Wangen und einem großen Fleck auf dem Pullover, wie er auf einem Zweiersofa mit Triton-Partner Kevin Albery anstößt. Der hat nur noch eine Unterhose an.
In einem Video, das ein Teilnehmer kurz darauf aufnahm, sitzt auch Prahl mit freiem Oberkörper an dem Tisch voller Bier- und Weinflaschen. Um seinen Hals hängt eine Coronamaske, ein halbes Zugeständnis an die Hygieneauflagen während der Pandemie. Prahl reckt seine Arme in die Luft und ruft: "Sexy! Sexy!".
Ein Teilnehmer erinnert sich: "Ich bin gegangen, als Peder sein Hemd ausgezogen hat." Andere fühlten sich spätestens nach der zweiten Runde unwohl, sagen aber, sie hätten sich nicht getraut, den Raum zu verlassen. Sie hatten Angst, als Spaßbremse abgestempelt zu werden.


"Die ist genauso billig wie ihre Uhr"

[Medium] hat für diese Recherche mit mehr als einem Dutzend Frauen und Männern gesprochen, die für den schwedischen Fonds arbeiten oder gearbeitet haben. Ihre Erfahrungen legen eine Unternehmenskultur nahe, als hätte es die Me-Too-Debatte nie gegeben. Eine Insiderin beschreibt sie als "Mischung aus Scientology und Wolf of Wall Street".
Die Schilderungen passen nicht zu dem Bild, das Triton selbst von sich zeichnet. Prahl schrieb an [Medium]: "Der Erfolg von Triton beruht darauf, dass wir verantwortungsbewusst und integer handeln und andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten."
Triton hat seit der Gründung mehr als 100 Investments in Unternehmen getätigt, darunter der Augsburger Rüstungskonzern Renk. Dessen Chefin Susanne Wiegand teilt mit: "Wir haben bei Renk in den vergangenen vier Jahren nur gute Erfahrungen mit dem Triton-Team gemacht." Der Umgang miteinander sei stets professionell gewesen und "geprägt von Integrität".
Wiegand war nicht dabei, als ihr Investor in Zürs feierte. Elf Kanzleien haben [Medium] in den vergangenen Wochen rund zwei Dutzend Schreiben im Namen von Triton, Firmenchef Prahl und anderen Beteiligten geschickt, um eine Berichterstattung zu verhindern.
Dabei hat die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse an Triton. Das Unternehmen hat mehr als 18 Milliarden Euro Kapital eingesammelt, zu den Investoren zählen Staatsfonds und öffentliche Pensionskassen. Damit ist Triton eine der wichtigsten europäischen Private-Equity-Gesellschaften.
Im Fall Triton sind die Compliance-Fragen aber auch aus einem anderen Grund relevant. Russen nennen Bilder von halbnackten Chefs Kompromat. Durch derart belastendes Material kann ein Großinvestor der deutschen Rüstungsindustrie sogar erpressbar werden. Die Kultur bei einem so einflussreichen Investor, dessen Portfolio Tausende von Arbeitsplätzen sichert, ist gerade deshalb für die Öffentlichkeit höchst relevant.
Triton tut viel dafür, dass nichts davon nach außen dringt. Alle Insider, mit denen [Medium] für diese Recherche sprach, taten das nur unter der Bedingung, dass sie anonym bleiben. Zu groß ist die Sorge vor Konsequenzen. Zu klein ist die Branche. Niemand möchte als Nörgler oder gar Unruhestifter gelten. Selbst ehemalige Angestellte fürchten negative Folgen, sollten sie über ihre Zeit bei Triton sprechen.
Beschäftigte berichten, der Finanzinvestor habe seine Angestellten in einer Konferenz über die Recherchen von [Medium] informiert. Wer von einem Journalisten kontaktiert worden sei, solle sich melden. [Medium] hatte zuvor an Triton, Prahl sowie verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fragen zu dem Abend in Zürs und weiteren Vorfällen geschickt.
Prahl adressierte daraufhin mehrere Briefe an die Geschäftsführung von [Medium]. Das Vorgehen der Redaktion beschrieb er als "aggressiv", die Vorwürfe in den erhaltenen Fragen seien "höchst unangemessen und zum Teil verleumderisch".
Prahl versicherte, dass er die Sache lieber nicht vor Gericht bringen wolle. Seine Londoner Anwaltskanzlei teilte allerdings mit, dass Prahl nicht zögern werde, "Schritte zu unternehmen, um seinen Ruf zu verteidigen und seine Rechte durchzusetzen". Als möglichen Standort für einen Gerichtsstand nannten die Anwälte London. Dort sind juristische Auseinandersetzungen besonders teuer.
"Wir sind nicht perfekt, aber wenn wir Fehler machen, gestehen wir sie ein, entschuldigen uns und gehen sie an", schrieb Prahl. Tritons englische Anwälte teilten mit, man sei "äußerst besorgt über die vorurteilsbehaftete, ungenaue und irreführende Charakterisierung" der Unternehmenskultur. "Sie können sicher sein, dass Triton in allen Fällen Schritte unternimmt, um diese zu untersuchen und gegebenenfalls zu sanktionieren."
So sei es auch in der Vergangenheit gewesen. Wann immer Triton auf ein Verhalten aufmerksam gemacht worden sei, "das hinter den Erwartungen zurückblieb", habe das Unternehmen "nachgeforscht, bei Bedarf Expertenrat eingeholt und gehandelt". Details wollte der Anwalt nicht nennen. Nur so viel: "Im Allgemeinen hat Triton angemessene Maßnahmen ergriffen und wird dies auch weiterhin tun, einschließlich mündlicher Verwarnungen, schriftlicher Abmahnungen und gegebenenfalls Entlassungen."
So stellt sich die Frage, ob die Schilderungen der Mitarbeiterinnen nur Einzelfälle sind oder Ausweis einer verfehlten Unternehmenskultur in einem der größten europäischen Private-Equity-Fonds. Klar ist: bei Themen wie Machtmissbrauch, sexuellen Übergriffen und Stigmatisierung von Frauen gibt es generell eine hohe Dunkelziffer.
Ein interner Chat vom 29. Juni 2021 zeigt, wie ein Triton-Manager aus dem Bereich Smaller Mid-Cap über eine Kollegin schrieb: "Die ist genauso billig wie ihre Uhr." Ein Screenshot liegt [Medium] vor. Auf Anfrage verweist ein Anwalt des Managers auf "das Recht auf informelle Selbstbestimmung" und die Vertraulichkeitssphäre seines Mandanten: "Selbst, wenn entsprechende (offensichtlich nicht ernst gemeinte) Äußerungen getan wurden, dann besteht diesbezüglich kein berechtigtes Veröffentlichungsinteresse."
Anfang 2023 beschwerte sich eine Triton-Mitarbeiterin wegen unangemessenen Verhaltens mehrerer Kollegen. Triton schaltete die Kanzleien Ashurst und Baker McKenzie ein und führte eine Ermittlung durch. Ashurst teilte [Medium] mit, dass Triton zusätzliche Schulungen für Mitarbeiter veranlasst und auf Empfehlung der Kanzlei weitere "angemessene Abhilfe- und Gegenmaßnahmen ergriffen" habe, um "konkret festgestelltes unangemessenes Verhalten zu sanktionieren und ähnliche Vorkommnisse künftig zu vermeiden".


Peder Prahl: Kapitalismus im Blut

Doch das reichte offenbar nicht. Bei einer Feier in Frankfurt Ende 2023 soll ein Angestellter einer Kollegin im Vollrausch in ihren Hals gebissen haben. Mehrere Insider schilderten [Medium] mit Abscheu den Vorfall - und bedauerten mangelnde Konsequenzen. Die betroffene Frau wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Für den Mann antwortete ein Anwalt. "Unser Mandant hat keine Erinnerung daran, Frau Bergdorf* in den Hals gebissen zu haben." Er räumt allerdings ein, dass sein Mandant "an dem fraglichen Abend der Feier betrunken war". Der Zwischenfall sei "firmenintern eingehend diskutiert und aufgearbeitet" worden. Der Mandant lege Wert auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang. Er habe im engen Kontakt zu Tritons Personalabteilung gestanden und "verhielt sich auch darüber hinaus tadellos, sodass ein Anlass zur Kündigung nicht bestanden hätte".
Es sei das erste Mal, dass sich eine Frau beschwerte, sein Mandant habe ihr in den Hals gebissen. Vielleicht habe die Kollegin sein Verhalten "falsch wahrgenommen", schreibt der Anwalt. "Unserem Mandanten wurde in seinem bisherigen Leben kein vergleichbarer Vorwurf gemacht. Daher ist allenfalls davon auszugehen, dass es sich um einen Bewegungsunfall handeln könnte."
Wer ist der Mann, der so ein Unternehmen führt? Peder Prahl ist ein Spross der schwedischen Finanzelite, geboren am 3. November 1964 als Enkel von Herrman Nachmanson, einer Führungsfigur in der einflussreichen Wallenberg-Bank. Als Prahls Opa 1986 starb, schrieb Peter Wallenberg, damals Familienoberhaupt, eine Traueranzeige.
Prahl studierte Wirtschaftswissenschaften an der Wharton School an der University of Pennsylvania und arbeitete für die Investmentbank Morgan Stanley in London und New York. 1997 gründete der damals 33-Jährige Triton Partners und etablierte sich schnell als bedeutender Akteur im europäischen Private-Equity-Markt.
Triton fokussierte sich auf mittelständische Unternehmen in Schwierigkeiten. Daher auch der Name: Triton ist der Meeresgott der griechischen Mythologie, der Gestrandeten zurück ins Meer hilft. In einem Interview mit der britischen "Financial News" im September 2016 sagte Prahl, er genieße es, Firmen zu verbessern. Das sei für ihn definitiv der Kick im Job.
Als Beispiel nannte Prahl die Übernahme von Dematic. Triton kaufte den Düsseldorfer Hersteller von Förderbändern und Regalbediengeräten 2006 von Siemens. Zu dieser Zeit machte Dematic laut Prahl einen Jahresverlust von rund 80 Millionen Euro. Als Triton das Unternehmen sechs Jahre später wieder verkaufte, habe der Jahresgewinn bei 100 Millionen Euro gelegen.
Ein weiterer erfolgreicher Deal: Die Übernahme von Stabilus. Als Triton den Automobilzulieferer aus Koblenz im April 2010 kaufte, war er laut Prahl unterinvestiert und stark überschuldet. Triton erwarb einen Teil der Verbindlichkeiten, wandelte sie in Eigenkapital um und investierte frisches Geld. Als Triton Stabilus im Mai 2014 an die Börse brachte, hatte Prahl den Einsatz verfünffacht.
Prahl agiert auch im Herzen der deutschen Rüstungsindustrie. Triton übernahm im Oktober 2020 den Augsburger Spezialisten Renk, der das Getriebe für den Kampfpanzer Leopard 2 liefert. Als Renk gut drei Jahre später zurück an die Börse kam, erlöste Triton eine halbe Milliarde Euro. Anfang Oktober gab Triton die Mehrheit ab, blieb mit 33,6 Prozent aber Renks größter Aktionär.
In seinen Nachhaltigkeitsberichten zeigt sich Triton stolz auf das Wachstum des Frauenanteils in der Belegschaft. 2016 lag er laut Eigenangabe unter zehn Prozent. Inzwischen sei ein Viertel des Investmentteams weiblich, das Ziel seien 50 Prozent. Triton spricht in einem Beitrag im sozialen Netzwerk LinkedIn von "einer neuen Generation von ehrgeizigen Frauen".
Es sei löblich, dass Triton die Zahl der Frauen in der Belegschaft möglichst schnell erhöhen will, sagen Insider, doch letztlich handle es sich um Ergebniskosmetik. "Wie machst du das? Du stellst vor allem dort ein, wo du die schnellste Wirkung auf die Quote erzielst", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. "Also ganz unten in der Pyramide."
So seien Frauen bei Triton inzwischen zwar zahlenmäßig stärker vertreten, das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern aber noch steiler geworden. Triton betont auf Anfrage, dass 54 Frauen seit 2020 befördert worden seien. Ein Blick auf die Firmenwebsite zeigt: Unter den derzeit 19 dort genannten Partnern ist nur eine Frau.
Frauen, die es zu einem Job bei Triton gebracht haben, schildern Licht und Schatten. Das Auswahlverfahren bei den Schweden sei so hart, dass man sich als Elite fühlen dürfe, wenn man es übersteht. Es locken Einstiegsgehälter von 100.000 Euro im Jahr und mehr, plus Bonus, der je nach Leistung das Gehalt verdoppeln könne. Im Job würde dann einerseits extremer Einsatz gefordert, oft 70 Stunden in der Woche, teils auch mehr und je nach Dringlichkeit eines Projekts mit Arbeit bis in den frühen Morgen.
Zum Ausgleich werde oft gefeiert. "Very boozy", beschrieb ein langjähriger Mitarbeiter die Unternehmenskultur der Schweden - ein Begriff, der seine deutsche Entsprechung vielleicht am besten in "trinkfreudig" findet. Ein ehemaliger Angestellter sagt: "Sie haben gesoffen wie die Löcher." Und eine frühere Mitarbeiterin berichtet, bei Triton seien ganze Abteilungen bekannt dafür, sich bei Events "konsequent aus dem Leben zu schießen".


"Die hat mich so süß angelächelt"

[Medium] liegen Videos von Triton-Firmenevents vor. Eines zeigt mehrere Mitarbeiter beim sogenannten Schnapsbomben-Domino. Zwanzig Gläser mit Red Bull stehen in einer Reihe, obendrauf zwanzig kleine Fläschchen mit Kräuterschnaps. Als einer die Schnäpse anstößt und sie reihenweise in die Gläser fallen, jubeln die anderen. Dann brüllen sie die Ballermann-Hymne "Johnny Däpp".
Triton will sich in den Beschreibungen der aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter nicht wiedererkennen. Es sei zwar richtig, dass Angestellte des Unternehmens "oft hart arbeiten" müssten, aber auch nicht härter als bei anderen Private-Equity-Firmen. Im Gegenzug gleiche Triton den fordernden Arbeitsalltag seiner Angestellten mit "Initiativen für das Wohlbefinden" aus - einschließlich "optionaler sozialer Events".
An dem Abend, an dem der Triton-Manager im Chat den billigen Uhrenwitz über seine Kollegin machte, gingen mehrere Triton-Mitarbeiter zusammen aus. In einem Nobel-Italiener an der Frankfurter Oper schrieb der Manager an zwei männliche Kollegen: "Wenn ihr der im blauen Kleid meine Nummer gebt, werdet ihr beide befördert. Die hat mich so süß angelächelt." Einer antwortete: "Wird gemacht." Als die Frau sich offenbar nicht meldete, erkundigte sich der Manager eine Woche später im Chat: "Was war jetzt eigentlich mit der Tante im blauen Kleid [...], ihr Pfeifen?"
Nach Angaben von Triton hätten die Mitarbeiter trotz der Nachfrage wissen müssen, dass der Manager seine Aussage nicht ernst meinte. Es sei "schlicht nicht möglich", dass Mitarbeiter befördert werden, weil sie ihrem Boss Frauen zuführten. Der Anwalt des Managers selbst schrieb [Medium], dass dieser gar keine Beförderungen vornehmen könne. "Selbst wenn es derartige Äußerungen also gibt, dann liegt der Mangel der Ernstlichkeit auf der Hand."
Fast alle Personen, mit denen [Medium] sprach, wussten auf Anhieb, wer dieser Manager ist. "Schlawiner", nannte ihn eine Frau, die ihn mag. Mehrere andere sagen, dass er längst nicht mehr für Triton arbeiten dürfte. Er sei "eigentlich nicht tragbar", sagt eine Mitarbeiterin. Ein ehemaliger Kollege attestiert ihm, er sei ein Treiber für die "toxische Altherrenkultur" bei Triton.
Insider sehen in diesem Verhalten ein systemisches Defizit. "Ich dachte erst, das Problem wären einzelne Idioten", sagt ein Berater, der mehrere Jahre in Tritons Frankfurter Büro arbeitete. "Dann habe ich gemerkt, dass der ganze Fisch vom Kopf her stinkt."
Andere Insider sagen, gerade bei den Führungskräften im kleineren Mittelstandsfonds werde ein gewisses Verhalten toleriert, wenn nicht sogar gefördert. "Die sind ja auch ein bisschen Klinkenputzer, müssen in ihrem Job mehr so Gassenhauer sein", sagt einer, der lange mit ihnen zusammenarbeitete. "Die verhandeln ja nicht mit den großen Konzernen, sondern oft mit irgendwelchen Gründern. Bei deren Gegenübern kommt so ein derber Spruch einfach auch mal gut an."
Wer bestimmt, was bei Triton erlaubt ist und was nicht? Sämtliche von [Medium] befragte Personen zeigten bei dieser Frage auf Peder Prahl. "Er ist die unangefochtene Galionsfigur. Triton liegt ihm zu Füßen", sagt einer. Ein anderer beschreibt ihn als "Keine-Götter-neben-mir-Person". Ein anderer Ex-Mitarbeiter schildert seinen Eindruck: "Triton ist eine Diktatur."
Prahl und Triton bestreiten das. Prahl habe keine Entscheidungsbefugnis, zumindest nicht in Bezug auf die Fonds, betont das Unternehmen. Er sei lediglich Mitglied des Executive-Komitees, das für die Unternehmensführung und operative Angelegenheiten verantwortlich sei. In diesem säßen aber auch noch acht weitere Manager. Von einer Diktatur könne daher nicht die Rede sein.


Tiger und Kondome

Auch sonst stört sich Triton offenbar daran, dass eine Zeitung es überhaupt wagt, nach Mängeln zu fragen. "Sie haben in den letzten sechs Monaten eine große Anzahl von Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern kontaktiert", heißt es in einem Anwaltsschreiben. Soweit Triton es verstehe, habe [Medium] dabei gezielt Informationen über "negatives oder problematisches Verhalten" erfragt.
In den Anwaltsschreiben an [Medium] räumten die Juristen an keiner Stelle ein öffentliches Interesse an Unternehmensinterna eines Fonds ein, der Milliarden verwaltet und in deutschen Schlüsselbranchen wie der Automobilindustrie und dem Rüstungssektor investiert ist.
So läuft alles weiter wie bisher. Triton plant auch für den kommenden Januar ein Offsite-Meeting im Hotel Edelweiss. Die Führung hat offenbar ein Faible für das Etablissement. "Stay sexy in a distant universe", heißt es auf dessen Website. "Die Verrücktheit von gestern ist der Grund von morgen. Der schwer fassbare Geist von Zürs am Arlberg ist vielleicht unübersetzbar, aber im Edelweiss in Zürs in seinem Element."
Welcher Geist ist gemeint? Als die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Triton im Januar 2022 ihre Zimmer betraten, lagen auf den Nachttischen Begrüßungssets für die Gäste - inklusive Kondome. "Das Hotel hat viele kleine, ungewöhnliche Ideen", bestätigte eine Sprecherin des Hotel Edelweiss. "Safer ist bekanntlich besser."
In der Woche, als die Triton-Spitze sich in Zürs feierte, erkrankten weltweit 21 Millionen Menschen an Corona. Der Stimmung im Hotel Edelweiss tat das keinen Abbruch.
Den Samstag des Firmenevents beschreibt ein Teilnehmer so: "Wir waren zuerst auf der Piste, ab 16 Uhr wurde beim Après-Ski gesoffen." Dann ging es zurück ins Hotel. Erst in den Partykeller, wo schon ein DJ wartete, dann in den Meetingraum mit der Nummer 215. Wer die Idee hatte, Flaschendrehen zu spielen, weiß heute keiner mehr.
Ein Anwalt von Albery, dem Triton-Partner in Unterhose, betonte auf Anfrage, sein Mandant habe sich "zu keinem Zeitpunkt in einer Weise verhalten, dass seine Handlungen dem Einverständnis Dritter, mit denen er interagiert hat, widersprachen".
Für Prahl antwortete sein Anwalt, dass es sich um eine "private Veranstaltung, in einem privaten Raum, in einem Hotel" gehandelt habe. Triton teilte mit, dass die Teilnehmer die "berechtigte Erwartung von Privatsphäre" gehabt hätten, sodass "Einzelheiten ihrer Interaktionen mit anderen nicht veröffentlicht werden sollten".
In Videoaufnahmen ist das Fliegerlied von Partysänger Tim Toupet zu hören. Etliche Triton-Mitarbeiter stehen auf ihren Stühlen und singen, sie seien so "stark, stark, stark wie ein Tiger und so groß, groß, g roß wie 'ne Giraffe". Direkt unter der Diskokugel tanzt Peder Prahl.
*Namen geändert


Einschübe

"Wenn ihr der im blauen Kleid meine Nummer gebt, werdet ihr beide befördert."
Triton-Manager im Chat mit zwei Kollegen

"Sie haben gesoffen wie die Löcher."
Ex-Mitarbeiter über seine Zeit bei Triton


Bildunterschriften

Hotel Edelweiss: Das Motto lautet „Stay sexy in a distant universe“.

Peder Prahl: Der Schwede hat Triton Partners 1997 gegründet.

Hinter dieser Tür soll der Triton-Chef sein Hemd ausgezogen haben.

Triton bietet Angestellten „Initiativen für das Wohlbefinden“ – einschließlich „optionaler sozialer Events“ (Symbolfoto).


Autoren-Hinweise

Der Artikel ist ein exklusiver Blick in eine Welt, die sich gern hermetisch abriegelt. "Master of the Universe" nennen sich die Männer, die Unternehmen kaufen, verkaufen, aufspalten und was immer ihnen sonst damit einfällt. Was hinter den Kulissen der mächtigen und einflussreichen Private Equity Branche passiert, dringt üblicherweise nie nach außen.
Triton ist ein besonderer Vertreter dieser Zunft. Als Mittelstandsinvestor ist er der Allgemeinheit praktisch kein Begriff, mit seinen Investitionen aber mittelbar verantwortlich für viele zehntausend Arbeitsplätze. Als sich eine Insiderin bei uns meldete, waren wir deshalb sofort gebannt. Dann stand uns plötzlich eine ganze Armada von Anwälten gegenüber.